Die 4 Fastenkuren nach Hildegard von Bingen

Die 4 Fastenkuren nach Hildegard von Bingen

Patricia Schönfeld

 

Übersicht

 

 

Die 4 Fastenkuren nach Hildegard von Bingen


Eine bekannte Befürworterin von Fastenkuren war Hildegard von Bingen (1098 – 1179).
Zu ihrer Zeit gab es circa 150 Pflicht-Fastentage pro Jahr, deren Nichteinhaltung sehr streng bestraft wurde. Das Fasten gehörte daher zu den normalen Ernährungsgewohnheiten und Hildegard von Bingen konnte zahlreiche Erfahrungen sammeln. Nicht nur wie das Fasten bei Gesunden wirkte, sondern auch welche Auswirkungen es bei Krankheiten hatte.
Sie entwickelte ihre eigene "Hildegard-Medizin" mit der sie schon zu ihren Lebzeiten berühmt wurde.

 

Ihre Heilmethoden basieren auf fünf Säulen:

  1. Ernährung
    Ihre Ernährungsregeln dienen vor allem der Gesunderhaltung und Vorbeugung von Krankheiten.
  2. Heilkräuter
    Hinzu kommt die tägliche Verwendung von Heilkräuten in verschiedensten Formen wie Tee, Gewürz, Salbe oder Tinktur.
  3. Edelsteintherapie
  4. Ausleitung
    Verschiedene Ausleitungsverfahren wie Aderlass, Schröpfen und vor allem das Fasten mit Fastenkuren dienen der Behandlung von Krankheiten und zur Entgiftung und Reinigung des Körpers.
  5. Seelische Reinigung
    Es kommt ihr auch auf die seelische Reinigung durch Liebe, Hoffnung, Gebete, Musik und Meditation an. Denn sie erkannte schon früh, dass völlige Gesundheit nur ganzheitlich erreicht werden kann, indem Körper, Geist und Seele gleich genährt, gehegt und gepflegt werden müssen.

 

     Fastenkur mit Dinkel-Obst-Gemüse

    Die Fastenkur mit Dinkel-Obst-Gemüse

    Für Hildegard von Bingen ist der Dinkel das wichtigste und heilsamste Grundnahrungsmittel überhaupt. Er kann zu Mehl, Brot, Teigwaren, Flocken, Brei, Suppe und sogar zu Dinkelkaffee verarbeitet werden. Gegenüber anderen Getreidearten ist der Dinkel reicher an Eiweiss, reicher an vielen Vitaminen und hat auch einen höheren Mineralstoffgehalt als beispielsweise Weizen.

    Hildegard von Bingen hat nahezu jedem Essen Heilkräuter als Gewürze hinzugegeben, um die Gesundheit zu fördern. Ihre liebsten Heilgewürze waren Galgant, Zimt, Bertram, Quendel (wilder Thymian), Muskatnuss und Beifuss.

    Wo immer es möglich ist, sollten Sie Ihre Speisen mit diesen Gewürzen verfeinern. Galgant und Zimt zum Beispiel wärmen den Körper. Bertram hilft, Schlackenstoffe auszuleiten, Quendel unterstützt die Hautreinigung, Muskatnuss macht fröhlich und Beifuss sorgt für eine gute Verdauung.

    Bei der Fastenkur mit Dinkel, Obst und Gemüse bilden Lebensmittel aus Dinkel und Dinkelflocken mit Obst und Gemüse die Ernährungsgrundlage. Es wird lediglich auf Fleisch und tierische Fette verzichtet. Es ist somit die leichteste Fastenkur und kann von jedem durchgeführt werden.

    Beispiel der Dinkel-Obst-Gemüse-Fastenkur:

    • Frühstück

    Bereiten Sie ein Dinkel-Müsli. Kochen Sie dafür 3 EL Dinkelflocken, 2 EL Dinkelvollgries und einen in Stücke geschnittenen Apfel mit 150 ml Wasser auf. Sie können den Apfel auch roh reiben und nach dem Aufkochen unter das Mus heben. Würzen Sie nach Belieben beispielsweise mit Zimt.
    Alternativ können Sie 1-2 Scheiben Dinkelbrot mit Quittengelee oder Johannisbeergelee (jedoch ohne Butter) frühstücken.

    • Mittagessen

    Dinkelrisotto mit Dinkelreis. Würzen Sie es beispielsweise mit je 1 Prise Galgant, Bertram, Quendel und Griechenklee.
    Alternativ:
    weichgekochte Dinkelkörner mit Gemüse und Salat oder Gemüse-Dinkel-Bratlinge mit Salat.
    Ihrer Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, Hauptsache Sie bereiten etwas mit Dinkel und Gemüse zu und verzichten auf jegliches Fleisch und tierische Fette.

    • Abendessen

    Dinkelgriesssuppe: Dazu 1-2 EL Dinkelgriess in einer Pfanne trocken ohne jegliche Fettzugabe anrösten, dann mit 500 ml Wasser aufgiessen und sofort gut umrühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Gewürzt wird mit je 1 Prise Salz, Galgant, Bertram und Quendel. Die Suppe 10 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss verfeinern Sie Ihre Suppe noch mit frischen gehackten Kräuter nach Belieben.

    Alternativ: 1-2 Scheiben Dinkelbrot mit etwas Olivenöl beträufelt und mit dünn aufgeschnittenen Tomatenscheiben belegen.
    Oder eine leckere Kürbis- (Gemüse)suppe. Hauptsache, Sie lassen Fleisch und tierische Fette wie Butter, Schmalz und Speck weg.

    Bärwurz-Birnenhonig für Verdauung und Entgiftung
    Morgens auf nüchternen Magen und abends vor dem Zu-Bett-Gehen werden bei allen Hildegard - Fastenarten ein bis zwei Teelöffel Bärwurz-Birnenhonig eingenommen. Das gibt sowohl morgens als auch abends den entscheidenden Reiz zur Verdauung und Entgiftung und unterstützt beim Fasten die Ausleitung von Gift- und Schlackenstoffen.

    Herstellung dieses Bärwurz-Birnenhonigs:
    1 kg Birnen, entkernen und mit etwas Wasser weichkochen. Dann 6 EL Honig, 25 g Bärwurzpulver, 20 g Galgantwurzelpulver, 15 g Süssholzwurzelpulver und 10 g Bohnenkrautpulver hinzufügen. Vermischen Sie alles gut miteinander und pürieren Sie das Ganze zu einem feinen Brei.

    Füllen Sie den Birnenbrei in Einmachgläser, fest verschließen und kühl aufbewahren.

     

    Dinkel-Reduktionskost

    Eine milde Fastenmethode, die über einen langen Zeitraum (bis zu sechs Monate) hinweg angewendet werden kann. Bei dieser Fastenkur isst man jeden zweiten Tag dreimal täglich Dinkelbrot, und zwar nur so viel, bis sich ein Sättigungsgefühl einstellt.

    Die Brotration am Mittag kann durch einen Dinkel-Kopfsalat ersetzt werden. Das ist eine Portion Kopfsalatblätter mit 3 EL weichgekochten Dinkelkörnern und einem Dressing aus 1-2 TL Sonnenblumenöl, 2 TL Weinessig und je einer Prise Salz und Galgant.

    Es ist wichtig, jeden Bissen sehr gut zu kauen. Dazu und zwischendrin wird Fencheltee getrunken. Jeden anderen zweiten Tag ernährt man sich normal, das heisst für Hildegard von Bingen allerdings nach ihren Ernährungsregeln:

    viel Gemüse und Obst
    viel Dinkel in jeder Form
    etwas Fisch
    wenig Fleisch; kein Schweinefleisch
    keinen Zucker (ein wenig Honig zum Süssen ist erlaubt)
    keinen Alkohol

    Beispiel der Dinkel-Reduktionskost:

    1. Tag bei dieser Fastenmethode
    Normale Ernährung nach den oben genannten Ernährungsregeln.

    2. Tag bei dieser Fastenmethode (Reduktionstag)
    Zu den drei Mahlzeiten Frühstück, Mittagessen und Abendessen nur so viel Dinkelbrot essen, bis sich ein Sättigungsgefühl einstellt. Dazu Fencheltee, Dinkelkaffee oder Kräutertee trinken.

    Da es an diesen Tagen überhaupt keine Zufuhr von Fetten für den Körper gibt, greift er auf seine eigenen Fettdepots zurück, sodass diese mit der Zeit immer kleiner werden und Sie dauerhaft überflüssige Pfunde loswerden.

    Sollte Dinkelbrot allein jeden zweiten Tag doch zu langweilig werden, dürfen Sie durchaus etwas Abwechslung hineinbringen in Form anderer Dinkelgerichte wie zum Beispiel Dinkelflockenmus, weich gekochte Dinkelkörner mit Gemüse und Dinkelgriesssuppe.

    Wichtig ist am Reduktionstag, dass der Dinkel bei jeder Mahlzeit im Vordergrund steht, gedünstetes Obst und Gemüse ohne Zugabe von Fetten darf gerne als Begleitung dabei sein. Wenigstens ab und zu, aber zu Beginn sind die reinen Dinkelbrottage unbedingt empfehlenswert.

     

    Die Fastenkur mit Dinkelbrot

    Die Fastenkur mit Dinkelbrot

    Hier isst man drei Mal täglich zwei Tage altes, am besten selbst gebackenes Dinkelbrot und trinkt viel Kräutertee. Es wird auch hier nur so viel Brot gegessen, bis sich ein Sättigungsgefühl einstellt.

    Diese Fasten-Form können Sie mehrere Wochen lang durchführen. Zwei Tage vor Fastenbeginn, den so genannten Entlastungstagen, soll die Ernährung fettarm, fleischlos und ohne Hartkäse sein.

    Wie bei jeder Hildegard-Fastenart ist auch hier die morgendliche und abendliche Bärwurz-Birnenhonig-Einnahme Pflicht.

     

     Hildegard-Saft-Fasten

    Das Hildegard-Saft-Fasten

    Bei dieser Fastenkur wird für maximal acht bis zehn Tage auf feste Nahrung verzichtet. Stattdessen wird sehr viel Flüssigkeit in Form von Kräutertee, klarer Brühe, eventuell auch Brühe mit püriertem Gemüse sowie frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte zu sich genommen. Die zu trinkende Mindestmenge richtet sich nach dem Körpergewicht. Pro Kilogramm Körpergewicht sollen mindestens 35 Milliliter Flüssigkeit getrunken werden. Bei 70 kg sind das etwa 2 ½ Liter.

    Beginnen Sie mit zwei Entlastungstagen. Das heisst, es wird als Vorbereitung auf das strenge Fasten auf sämtliche Genussmittel wie Nikotin, Koffein, Alkohol, Zucker, Fett und Fleisch verzichtet. Diese Empfehlung gilt auch für die anderen Fastenarten, aber bei der strengsten Fastenkur ganz besonders. Zusätzlich beginnt man morgens und abends die Bärwurz-Birnenhonig-Kur.

    Am dritten Tag startet dann das Hildegard-Saft-Fasten.
    Der 1. Ausklang-Tag beim Hildegard-Saft-Fasten:
    Zum Frühstück geniessen Sie gedünstetes Obst. Zum Beispiel gebratene Quitte oder Apfel.

    Zum Mittagessen darf es bereits eine Dinkel-Gemüse-Suppe mit einer Scheibe Dinkelbrot sein oder gedämpftes Gemüse ohne Fettzugabe.

    Zum Abendessen gibt es Dinkelgriesssuppe und Fencheltee.

    Der 2. Ausklang-Tag beim Hildegard-Saft-Fasten:
    Morgens ein Habermus-Frühstück mit gedünstetem Obst, mittags ein leichtes Gemüsegericht und abends darf es schon eine Scheibe Dinkelbrot mit Frischkäse sein.

    Am dritten Tag steigen Sie langsam wieder in eine normale Ernährung ein, wobei die Faustregel lautet: "Weniger ist mehr, und einfacher ist besser".

    Generell sollten Sie bei allen Fastenarten auf einen sanften Ein- und Ausstieg achten. Das heisst, der Beginn und das Ende der Fastenkur sollten schrittweise erfolgen. Gewöhnen Sie Ihren Körper langsam an die Umstellung. Bitte konsultieren Sie vor Beginn jeder Fastenkur auch unbedingt Ihren Arzt oder Heilprktiker um eventuelle Risiken für Sie mit Ihnen zu besprechen.

     

    Weiterer Informationen und Studien:

    Als Heilkundige ihrer und unserer Zeit verehrt | PZ – Pharmazeutische Zeitung (pharmazeutische-zeitung.de)

    Hildegard von Bingen: Geschichte der Naturheilkunde – Heilpraxis (heilpraxisnet.de)

    Klostermedizin: Hildegard von Bingen - Medizin - Gesellschaft - Planet Wissen (planet-wissen.de)

    Manuskript-Fasten

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